Forschungsbereich
Die Laborphonologie ist ein inhärent interdisziplinäres Forschungsgebiet und beschäftigt sich sowohl mit Repräsentationen von Sprache und Sprachsystemen als auch mit der Realisierung und Wahrnehmung von gesprochener Sprache in unterschiedlichen situativen und funktionalen Kontexten.
Unser Forschungsbereich widmet sich biologischen, linguistischen und sozialen Aspekten der Sprachproduktion, der Sprachwahrnehmung und ihrer Rezeption sowie den Spracheinstellungen und linguistischen Stereotypen. Unsere Forschung ist theoretisch motiviert, empirisch gestützt und häufig praktisch orientiert, da wir uns mit Sprachphänomenen beschäftigen, die in natürlichen Gesprächssituationen und Monologen beobachtet werden. Wir nutzen eine Vielzahl von experimentellen Techniken, die uns in unserem Phonetik-Labor und unserem Motion-Capture-Labor zur Verfügung stehen.
Zu unseren Themenbereichen gehören zum Beispiel die visuelle Prosodie, d.h. die Wechselwirkungen zwischen akustischen Sprachsignalen und die sichtbaren Bewegungen der Mimik in verschiedenen situativen Kontexten. Außerdem beschäftigen wir uns mit dem Zusammenspiel von gesprochener Sprache, Atmung und Körperbewegungen, was bisher in der Linguistik noch wenig erforscht wurde. Des Weiteren untersuchen wir die Beziehung zwischen Sprachgebrauch (als Ergebnis mehrsprachiger und multiethnischen Gemeinschaften) und dem Ausdruck von Identität (als Index der nationalen, lokalen und sozialen Zugehörigkeit).
DFG-Projekt
(AIRAL)
Das Projekt AIRAL untersucht die akustischen Eigenschaften von komplexen Wörtern in einem ca. 40 Sprachen umfassenden Sample der Sprachen der Welt, basierend auf Daten aus dem DoReCo-Korpus. Die Kernfrage von AIRAL ist, ob und wie die interne Struktur von Wörtern, und insbesondere die Unterscheidung von Wurzeln und Affixen, phonetische Spuren hinterlässt.
EU Horizon 2020-Projekt
(COBRA - ESR5)
Gesprächspartner passen sich während einer Unterhaltung oft aneinander an. Theoretische Modelle versuchen dies mit sprachlichen Repräsentationen zu erklären. Im Rahmen des COBRA ESR5-Projekts wird die Anpassung auf der physiologischen Ebene betrachtet (Atmung, Blickkontakt und Körpertemperatur).
DFG-Projekt
(FLESH)
Im Projekt FLESH wird das Zusammenspiel zweier Modalitäten – der akustischen und der gestischen – in Bezug auf die temporale Koordination und semantische Kongruenz untersucht. Des Weiteren wird analysiert, wie diese Koordination bei der Entstehung sprachlicher Konventionen mitgewirkt hatte.
Durch Deutsch-Polnische Wissenschaftsstiftung gefördertes Projekt
(GRANITUS)
Das Ziel des Projekts GRANITUS besteht darin, einen besseren Einblick in die Wahrnehmungsprozesse des fremdsprachlichen Akzents zu gewinnen. Besonderes Augenmerk wird auf den grammatikalischen Tinnitus gelegt, d.h. die Illusion von wahrgenommenen grammatikalischen Fehlern im fremdsprachlichen Akzent. Dabei werden neuronale und wahrnehmungsbezogene Erkenntnisse berücksichtigt.
EU Horizon 2020-Projekt
(MAG)
Im Projekt MAG wird der Erwerb von Zischlauten im Sorbischen mit Hilfe von Ultraschall und akustischen Messungen untersucht. Das primäre Ziel ist zu untersuchen, wie Lernende artikulatorische Routinen erwerben. Ein sekundäres Ziel ist die Dokumentation der artikulatorischen Eigenschaften des Sorbischen mit Hilfe von Ultraschall- und MRT-Technologie.
DFG-Projekt
(PROSPER)
Das Projekt PROSPER untersucht die Interaktion von Mimik und akustischem Signal in der menschlichen Kommunikation, die entweder ausschließlich über einen akustischen Kanal oder gleichzeitig über einen akustischen und visuellen Kanal erfolgt. Das Projekt initiiert auch ein größeres Vorhaben, dessen Ziel es ist, Algorithmen zu entwickeln, die geflüsterte Sprache in stimmhafte Sprache umwandeln.
DFG-Projekt
(SFB 1412-Register C02)
Das Teilprojekt im SFB 1412 „Register: Language-Users’ Knowledge of Situational-Functional Variation" stellt die Untersuchung sprachlicher Variation in formellen und informellen Kontexten in den Mittelpunkt. Was genau machen Sprechende, wenn sie als Bittsteller ihr Gegenüber überzeugen wollen oder aber einfach nur etwas erzählen und welchen Einfluss hat die Erscheinung der Angesprochenen auf die Aussprache oder Wortwahl? Mit Hilfe einer neuen experimentellen Methode gehen wir diesen Fragen nach.