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SemConIE - Semantische Beschränkung der Interrogativeinbettung

Die meisten Sprachen betten sowohl Deklarativ- als auch Interrogativsätze ein. Die deutschen Prädikate wissen und glauben in Hans weiß / glaubt, dass Maria raucht z.B. betten den Deklarativ dass Maria raucht ein. Aber nur wissen in Hans weiß / *glaubt, wer raucht kann den Interrogativ wer raucht einbetten. Bisher wurde angenommen, dass im Lexikoneintrag stipuliert werden muss, welche Satztypen ein Prädikat einbetten kann. Prädikate wie sicher sein lassen dies allerdings unwahrscheinlich wirken. Hier können Interrogative nur bei Negation eingebettet werden: Hans ist sich nicht / *ist sich sicher wer raucht. Dies bedeutet, dass nicht nur die lexikalischen Eigenschaften des Prädikats selbst von Bedeutung sind.

Als Antwort auf dieses Problem sucht das Projekt SemConIE einen neuen Zugang zu eingebetteten Interrogativen. Es fragt, ob letztere negativen Polaritätselementen ähnlich sind und daher ihre Verteilung ähnlich beschränkt ist. Eine kompositionale Semantik, die auf einer grammatikalisierten Pragmatik beruht, lässt uns Interrogativeinbettungen unter sicher sein verstehen: Ohne Negation kommt es zu einem Widerspruch und daher Inakzeptabilität, aber nicht so mit Negation. Dies erlaubt eine neue Perspektive auf die Interrogativeinbettung. Man kann nicht länger sagen, dass ein Prädikat diese zulässt oder nicht. Vielmehr muss die Eigenschaft des gesamten linguistischen Kontextes betrachtet werden. Die Kombination der lexikalischen Bedeutung eines Prädikats und der so genannten Polaritätseigenschaft des einbettenden Satzes beeinflussen die Einbettung.