Leibniz-Zentrum Allgemeine Sprachwissenschaft Leibniz-Gemeinschaft

Mehrsprachigkeitserwerb und Spracherhalt in Deutschland: das Beispiel des Ober- und Niedersorbischen (MAG)

Ziel dieses Projekts ist es, zu untersuchen, wie mehrsprachige Personen akustische und artikulatorische Repräsentationen ihrer nicht dominanten Sprache erwerben. Neuere Forschungen haben gezeigt, dass die sprachliche Repräsentation im motorischen Kortex verteilt ist, wo sie als erworbene sprachmotorische Pläne dienen, und im auditorischen Kortex, wo sie als erworbene akustisch-perzeptive Kategorien dient. Um eine Sprache richtig zu erwerben, müssen die Lernenden eine Reihe von akustischen und artikulatorischen Repräsentationen entwickeln. Akustische und artikulatorische Repräsentationen spielen eine große Rolle für das Sprachverständnis und die Sprachproduktion sowie für phonologisches Wissen, das für die erworbenen Sprachen spezifisch ist. Die Forschung zum Erwerb von Mehrsprachigkeit hat gezeigt, dass sowohl frühe als auch späte bilinguale Lerner neue akustische und artikulatorische Kategorien in ihrer internalisierten Sprachstruktur bilden können. Es hat sich jedoch gezeigt, dass mehrsprachige Lerner Repräsentationen erwerben, die weder die Zielsprache noch die L1 des Lerners widerspiegeln und es ist immer noch unklar, wie sich ihre Repräsentationen entwickeln.

Mein Projekt untersucht den mehrsprachigen Erwerb von Deutsch und Ober- und Niedersorbisch in verschiedenen Stadien der Sprachbeherrschung, um zu beurteilen, wie sich die akustische und artikulatorische Repräsentation entwickelt. Dazu untersuche ich die Sprachproduktion mit akustischen und Ultraschalltechniken. Das Ziel jeder meiner Studien ist es, mehrsprachige Lerner in verschiedenen Stadien des Spracherwerbs zu untersuchen, um festzustellen, wie sich ähnliche Laute in jeder Sprache mit unterschiedlichen akustischen und artikulatorischen Repräsentationen entwickeln. Ich verwende auch biomechanische Modelle, um die Bewegung von Zunge und Kiefer beim Sprechen zu simulieren. Biomechanische Modelle bieten einen einzigartigen interdisziplinären Blickwinkel für die Erkenntnisse in dieser Studie und werden einen soliden Einblick in die artikulatorische Repräsentation geben, die Sprecher während des Spracherwerbsprozess entwickeln. Die Ergebnisse dieser Studie haben theoretische Implikationen für kognitive und artikulatorische Modelle der Sprache sowie für die Biomechanik.