Leibniz-Zentrum Allgemeine Sprachwissenschaft Leibniz-Gemeinschaft

Sprachdiagnostik mehrsprachiger Kinder: Validierung einer Testbatterie (SPEAK)

Laut einer Studie der Kaufmännischen Krankenkasse wurde im Jahr 2022 bei nahezu jedem 10. Kind eine therapiebedürftige Sprach- oder Sprechstörung diagnostiziert, die sich ohne eine gezielte Intervention langfristig negativ auf den Bildungserfolg auswirken kann. Ein erheblicher Anteil der als sprachgestört diagnostizierten Kinder wächst mehrsprachig auf, d.h. sie erwerben das Deutsche parallel oder zeitversetzt zu einer anderen Erstsprache. Aufgrund ihrer heterogenen Erwerbsbedingungen variieren die sprachlichen Leistungen mehrsprachiger Kinder erheblich und liegen im Kindergarten- und Grundschulalter oft erwartungsgemäß unter denen gleichaltriger einsprachiger Kinder. Eine Abgrenzung zwischen Therapiebedarf aufgrund einer Sprachstörung, die in die Zuständigkeit des Gesundheitswesens fällt, und Förderbedarf, für den das Bildungswesen verantwortlich ist, ist folglich schwer zu treffen. Neben der Berücksichtigung des Erwerbskontextes erfordert eine adäquate Diagnose die systematische Erfassung der zentralen sprachlichen Ebenen Phonologie, Wortschatz, Morphosyntax und Narration. Bis heute liegt jedoch kein validiertes und normiertes Verfahren für mehrsprachige Kinder vor, das diese Anforderungen erfüllt. Bei den veröffentlichten Zahlen ist daher von einer hohen Zahl an Über- und Unterdiagnosen auszugehen.

Das Vorhaben soll eine Testbatterie für mehrsprachige Kinder im Alter von 4-8 Jahren (TEBIK 4-8) validieren, die die  Erwerbsbedingungen mehrsprachiger Kinder systematisch berücksichtigt und die Fähigkeiten in den genannten Bereichen Phonologie, Wortschatz, Morphosyntax und Narration erfasst. Es basiert auf ihre Güte überprüften, sprachwissenschaftlich und testpsychologisch fundierten Einzelskalen sowie einem standardisierten Elternfragebogen aus dem internationalen Projekt COST IS0804 (www.bi-sli.org). Die Skalen und der Fragebogen wurden für das Deutsche adaptiert und sollen nun in die medizinische, pädagogische und sprachtherapeutische Praxis überführt werden.