Mitmachexperimente, Vorträge, Filme und Spaß-Sprachkurse bei der Langen Nacht der Wissenschaften
Das Zentrum für Allgemeine Sprachwissenschaft (ZAS) will zu einem intensiveren Dialog zwischen Sprachwissenschaft und Politik anregen. Aktuelle sprachwissenschaftliche Erkenntnisse tragen positiv zu gesellschaftlichen Entwicklungen bei und können bei der Lösung von Problemlagen helfen. Sprache ist z.B. ein wesentlicher Faktor bei zentralen gesellschaftlichen Prozessen wie internationaler Migration und demographischer Alterung. Am ZAS in Berlin wird neben erkenntnisgetriebener Grundlagenforschung auch anwendungsorientierte Sprachforschung betrieben. So konnte z.B. gezeigt werden, dass deutsch-polnische Kinder und Jugendliche, die weder perfekt Deutsch noch Polnisch sprechen können, leichter unter Identitätsproblemen leiden, oder dass eine hohe Kompetenz in der Herkunftssprache die Deutschkenntnisse von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund unterstützt.
Obwohl solche Ergebnisse für politische Entscheidungen richtungsgebend sind, findet der Austausch zwischen Wissenschaft und Politik noch zu wenig statt, meint Prof. Manfred Krifka, Institutsdirektor am ZAS.
„Wir wollen als Forschungsinstitut unsere Ergebnisse in die Gesellschaft tragen, damit sie dort wirksam werden können. Die aktuellen Flüchtlingsströme werfen z.B. ganz konkrete Fragen zur Sprachbildung auf. Wir können in diesem Bereich mit unserer Expertise zum produktiven Umgang mit Migration und Integration beitragen“.
Bislang gebe es außer vereinzelten Treffen zwischen Wissenschaftlern und politischen Entscheidern noch zu wenige Möglichkeiten sprachwissenschaftliche Erkenntnisse in aktuelle Problemlagen einzubringen. Der vom ZAS initiierte und vom Berliner Senat bis September 2016 geförderte Berliner Interdisziplinäre Verbund für Mehrsprachigkeit (BIVEM) vernetzt wissenschaftliche Experten mit Vertretern von Bildungseinrichtungen, Familien- und Elternverbänden, Familienzentren und Stiftungen. Die Ergebnisse der Arbeit würden aber häufig nicht über diesen Kreis hinaus, bzw. überregional genutzt werden können; Prof. Manfred Krifka:
„An unserem Institut und bei unseren Kooperationspartnern wird relevantes Wissen generiert, es erreicht die Stellen, an denen es benötigt wird, aber noch zu unsystematisch“.
Z.B. könne Brandenburg von den Berliner Erfahrungen mit der Sprachbildung bei Flüchtlingen lernen, oft wüssten die Beteiligten aber gar nicht, welche Kenntnisse wo zur Verfügung stünden. In Zukunft müsse noch intensiver an der Verfügbarkeit von Wissen
gearbeitet werden, um die Stärken der Forschung in Netzwerken besser zur Geltung zu bringen. Beide Seiten, Politik und Sprachwissenschaft, müssten hierfür vielfältige Dialogmöglichkeiten schaffen.
Bei der Langen Nacht der Wissenschaften präsentiert sich das ZAS diesmal mit einem spannenden und vielfältigen Programm in dem Hauptgebäude der Humboldt Universität: neben dem BIVEM-Stand mit Informationen zu Mehrsprachigkeit wird das Spektrum zwischen anwendungsorientierter und erkenntnisgetriebener Forschung in Mitmachexperimenten, Vorträgen, Filmen und Spaß-Sprachkursen dokumentiert.
Kontakt:
Zentrum für Allgemeine Sprachwissenschaft
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit