Leibniz-Zentrum Allgemeine Sprachwissenschaft Leibniz-Gemeinschaft

Die Grammatik der Inklusion: Erkundungen der Grenzen der sprachlichen Kompetenz (SEMSUBSET)

Die Verbindung von phrasenstrukturbasierter Syntax und modelltheoretischer Semantik hat zu einem mächtigen, allgemeinen Modell der Sprache geführt. Dennoch hat die bisherige Forschung nicht hinreichend geklärt, wie sich syntaktische Strukturen und strukturelle Unterschiede zwischen den Sprachen zu mathematischen Operationen auf Bedeutungen verhalten: Einige Beschränkungen in der Umsetzung dieser Operationen lassen sich durch die sprachliche Form erklären, andere könnten sich aufgrund nicht-sprachlicher kognitiver Prozesse ergeben. Dieses Projekt untersucht diesen Bereich aus der Perspektive von Partitivkonstruktionen und der formalen Teilmengenrelation.

Nominale Partitivkonstruktionen wie „two of the beans“ („zwei von den Bohnen“) drücken im Englischen explizit die Teilmengenrelation aus. Andere romanische und germanische Sprachen haben ähnliche, aber nicht identische Formen; z. B. kann im Deutschen der Genitiv benutzt werden („zwei der Bohnen“). Pseudo-Partitive wie „two cups of beans“ bestehen größtenteils aus den gleichen Wörtern und sollten daher parallel untersucht werden, wenn man annimmt, dass Struktur und Bedeutung von lexikalischen Elementen projiziert werden. Interessanterweise sind Partitivkonstruktionen stärker beschränkt als die Teilmengenrelation. Zum Beispiel können sie nur strikte Partitivität ausdrücken: „Two of her parents“ („zwei von ihren Eltern“) klingt seltsam. Wir erkunden die Grenzen zwischen sprachlicher Kompetenz und anderen kognitiven Systemen mit folgender Leitfrage: Was ist die Quelle dieser Beschränkungen? Dabei ergänzen wir die Methodologie in der Forschung zur Syntax und Semantik mit einer experimentellen Komponente. Insgesamt verfolgen wir drei Ziele: i) Wir entwickeln eine syntaktische und semantische Analyse von Partitivkonstruktionen auf der Grundlage sprachvergleichender Variation; ii) wir klären, welche Beschränkungen sich aus dem Format und aus den Interpretationsregeln ergeben; iii) wir geben pragmatische und allgemeine kognitive Beschränkungen für die Verarbeitung der Teilmengenrelation an.

Dieses Projekt leistet einen Beitrag zur Integration der Syntax und Semantik in die Kognitionswissenschaften. Außerdem vertieft es die Fähigkeiten des Projektleiters in der formalen und experimentellen Semantik und Pragmatik, die Spezialgebiete der gastgebenden Institution sind.