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Die Bedeutung von „wie“ in äquativen Vergleichen (Similarity 2)

Das Thema dieses Projekts ist die Bedeutung des deutschen „wie“ in äquativen Vergleichen, wobei sowohl skalare als auch nicht-skalare Fälle berücksichtigt werden, siehe (1). Die Semantik von Äquativen wurde bislang fast ausschließlich aus der Perspektive des Komparativs untersucht, wodurch nicht-skalare Äquative von der Analyse ausgeschlossen wurden. Außerdem beschränkten sich die Analysen meist auf das Englische, das aufgrund der unterschiedlichen grammatischen Formen keine einheitliche Analyse von skalaren und nicht-skalaren Fällen nahelegt. Im Deutschen hingegen werden sowohl skalare als auch nicht-skalare Fälle durch „wie“-Phrasen ausgedrückt, was zu einer einheitlichen Analyse einlädt.

(1) a. Anna ist so groß wie Berta.

    b. Anna hat so eine Tasse wie Berta.

    c. Anna hat so getanzt wie Berta.

In diesem Projekt wird eine allgemeine Theorie von Äquativen entwickelt werden, die (i) sowohl skalare als auch nicht-skalare Fälle abdeckt, (ii) die Idee verfolgt, dass Äquative Ähnlichkeit ausdrücken, also Ununterscheidbarkeit hinsichtlich einer gegebenen Menge von Eigenschaften, und (iii) argumentiert, dass sich dies aus der Bedeutung der Partikel „wie“ ergibt, die nicht semantisch leer ist (wie standardmäßig in der Gradsemantik angenommen wird), sondern eine eigene Bedeutung hat. Es wird die Hypothese verfolgt, dass sich diese Ergebnisse auch auf andere Sprachen übertragen lassen, die ähnliche äquative Muster wie das Deutsche haben, beispielsweise das Polnische oder das Italienische (nicht aber das Englische).

Die Theorie beruht auf den Ergebnissen des Vorgängerprojekts „Expressing similarity“, das sich auf das deutsche Demonstrativpronomen „so“ in deiktischer und anaphorischer Verwendung konzentriert hat, wobei skalare und nicht-skalare Vorkommnisse berücksichtigt worden sind. Das Kernergebnis ist eine semantische Analyse des Demonstrativpronomens, die sich aus einer deiktischen Komponente und einer Ähnlichkeitskomponente zusammensetzt. Im Wesentlichen bedeutet „so“ „wie dies“ („like that“) und erzeugt Ähnlichkeitsklassen, die im nominalen und verbalen Fall (aber nicht im Gradfall) Ad-hoc-Arten darstellen. Die Ähnlichkeitsrelation wird in einem kognitiv motivierten multidimensionalen Modell ausgearbeitet, das in die referentielle Semantik integriert ist. Diese Analyse wird auf „wie“ übertragen, in dem Sinne, dass „wie“ Ähnlichkeit ausdrückt wie „so“, aber ohne die deiktische Komponente. Kurz gesagt, „wie“ ist wie „so“ ohne Deixis.