Vortragende(r) | Prof. Dr. Katrin Axel-Tober |
Institution(en) | Eberhard Karls Universität Tübingen |
Datum | 09.07.2019 |
Uhrzeit | 18:15 Uhr |
Ort | Dorotheenstraße 24, 10117 Berlin, Raum 1.101 |
In dem Vortrag geht es um sprachliche Mittel, die auf die Informationsquelle für einen geäußerten Sachverhalt verweisen. In einigen Sprachen gibt es ein grammatikalisiertes Evidentialsystem, in Form von z.B. Flexionsendungen am Verb, mit denen die Sprecherinnen und Sprecher angeben müssen, ob ihre Äußerung auf direkter Wahrnehmung, auf Hörensagen oder auf einer Inferenz beruht. Das Deutsche ist keine solche Evidentialsprache im engeren Sinne, doch gibt es hier eine große Bandbreite an entsprechenden lexikalischen Mitteln wie z.B. Evidentialadverbiale (z.B. offensichtlich, offenbar, angeblich). Welchen Bedeutungsbeitrag leisten diese Evidentiale im heutigen Deutsch? Wieso ist ein Sachverhalt, von dem wir sagen, er bestehe ‚offensichtlich‘, doch in der Regel nicht offen sichtlich? Welche sprachgeschichtlichen Entwicklungspfade haben die Evidentialausdrücke durchlaufen? Machen wir wirklich etwas ‚falsch‘, wenn wir scheinbar in derselben Bedeutung wie anscheinend verwenden? Und hat Präsident Trump mit der Äußerung I witnessed firsthand the devastation and horror caused by Hurricane Harvey etwas Unwahres behauptet?
Katrin Axel-Tober ist Professorin für Germanistische Linguistik an der Universität Tübingen. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der deskriptiven und theoretischen Grammatik der deutschen Gegenwartssprache sowie des Sprachwandels und der Sprachwandeltheorie. In jüngerer Zeit hat sie sich im Rahmen des Sonderforschungsbereichs ‚Bedeutungskonstitution‘ zusammen mit psycholinguistischen Kolleginnen und Kollegen der Erforschung evidentialer und modaler Ausdrucksmittel gewidmet.