Mit großer Bestürzung haben wir erfahren, dass in der vergangenen Nacht Manfred Bierwisch im Alter von 94 Jahren verstorben ist.
Bierwisch gilt als einer der bedeutendsten und einflussreichsten Sprachwissenschaftler nicht nur in Deutschland, sondern auch international. Beginnend mit seiner Dissertation 1961 haben seine Arbeiten die Kerngebiete der deutschen Sprachwissenschaft revolutioniert und den Grundstein für eine moderne Grammatiktheorie gelegt, wie sie heute noch weitestgehend gültig ist. Seine Forschung erstreckte sich darüber hinaus auch auf angrenzende Disziplinen wie die Neuropsychologie, aber auch Literatur und Musik. Als Wissenschaftler in der damaligen DDR war er immer wieder schwierigen politischen Umständen ausgesetzt, gleichzeitig gab es jedoch auch immer wieder Förderer, die seine außergewöhnliche Begabung erkannten und es ihm ermöglichten, weiter zu forschen.
1981 wurde an der Akademie der Wissenschaften am Zentralinstitut für Sprachwissenschaften unter der Leitung von Manfred Bierwisch die Arbeitsgruppe „Kognitive Linguistik“ eingerichtet. Das Zentralinstitut ist gewissermaßen die Vorgängereinrichtung des ZAS. Als 1992 die Akademie der Wissenschaften aufgelöst wurde, wurde Manfred Bierwisch von der Max-Planck-Gesellschaft die Leitung einer erneut eingerichteten Arbeitsgruppe „Strukturelle Grammatik“ übertragen, die für fünf Jahre an der Humboldt-Universität angesiedelt war. 1993 wurde Bierwisch zum ordentlichen Professor an die Humboldt-Universität zu Berlin berufen und war seit jeher eng dem ZAS verbunden.
Manfred Bierwisch hat nie aufgehört, Sprachwissenschaftler zu sein und hat bis zuletzt noch regelmäßig publiziert.
Er wird uns sehr fehlen.
Unsere Gedanken sind bei seiner Familie und seinen Angehörigen.